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Beileidsschreiben zum Tod von Ernst Schwarz

Von der Redaktion
26. Januar 2001

Folgende Beileidsschreiben erreichten die Redaktion zum Tod von Ernst Schwarz, der am 13. Januar im Alter von 43 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist.

Die Nachricht von Genosse Ernsts frühem Tod stimmt mich sehr traurig. Er war ein großartiger Genosse, dessen Herz der Arbeiterklasse und seiner Partei gehörte. Es ist nicht einfach, in dem reaktionären und opportunistischen Milieu der deutschen Gewerkschaften revolutionäre Prinzipien zu verteidigen. Ernst leistete dies beinahe zwei Jahrzehnte lang. Er verlor dabei weder das Vertrauen in die von ihm gewählte politische Richtung noch seinen Humor.

Ich selbst hatte ihn leider nur flüchtig auf internen und öffentlichen Parteiversammlungen kennen gelernt, doch unsere wenigen Diskussionen gefielen mir. Er war entschlossen, dem Marxismus in der Arbeiterklasse Gehör zu verschaffen. Um dieses Ziel drehten sich sämtliche Themen, die er mir gegenüber ansprach.

Ernst starb viel zu früh. Wir werden ihn als Marxisten in Erinnerung behalten, dessen Leben die besten revolutionären Traditionen der deutschen Arbeiterklasse verkörperte.

David North, Redaktionsleiter der World Socialist Web Site

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Die Nachricht von Genosse Ernst Schwarz‘ tragischem Tod hat uns tief getroffen. Im Namen der Socialist Equality Party (Australien) möchten wir seiner Familie und allen seinen Genossen in der Partei für Soziale Gleichheit unser herzliches Beileid übermitteln.

Einige von uns hatten das Glück, Genossen Ernst bei Besuchen in Deutschland Anfang und Mitte der neunziger Jahre kennen zu lernen. Wir diskutierten mit ihm über die komplexen Probleme der Stahlarbeiter in Deutschland im Rahmen der Erfahrungen der Arbeiterklasse weltweit.

Im Januar 1998 besuchte er im Rahmen der PSG-Delegation die International Summer School in Sydney. Viele Genossen erinnern sich daran, mit welcher Begeisterung er die Gelegenheit zu Diskussionen mit seinen internationalen Gesinnungsgenossen wahrnahm. Seine Anwesenheit war an sich schon bedeutsam. Sie brachte den Willen der fortgeschrittensten Arbeiter zum Ausdruck, die tiefe Perspektivkrise der internationalen Arbeiterbewegung zu überwinden und sich einer sozialistischen Alternative zuzuwenden.

Durch seinen frühen Tod, ein furchtbarer Schlag für seine Familie, Kollegen und Freunde, verliert unsere Partei einen wichtigen Kämpfer für die Sache des Weltsozialismus.

Linda Tenenbaum, im Namen der SEP von Australien

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Im Namen der Socialist Equality Party möchte ich unser tief empfundenes Beileid zum Tod von Genossen Ernst Schwarz zum Ausdruck bringen, der noch so jung war und noch ein großes politisches Potenzial besaß. Es war eine bestürzende und erschreckende Nachricht.

Viele amerikanische Genossen und auch ich selbst erinnern sich an Ernst im Zusammenhang mit der Konferenz gegen imperialistischen Krieg und Kolonialismus, die das Internationale Komitee 1991 in Berlin organisierte. Sie fand im Anschluss an den barbarischen Angriff auf den Irak statt und brachte Arbeiter und Jugendliche aus der ganzen Welt zusammen.

Ernst begrüßte die Delegierten des IKVI mit großer Herzlichkeit und verbrachte Stunden damit, die Geschichte und die Probleme der deutschen Arbeiterbewegung zu erläutern. Er zeigte uns die historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten in Berlin und sprach über die Rolle der Sozialdemokraten und Stalinisten, die die sozialistischen Bestrebungen der deutschen Arbeiterklasse verraten hatten. Ernst führte seine politischen Diskussionen mit großem Engagement; stets versuchte er zu vermitteln, wie wichtig der Aufbau einer sozialistischen Kultur in der Arbeiterklasse war. Jeder konnte spüren, dass sich dieser Genosse mit seiner ganzen Persönlichkeit dafür einsetzte, eine bessere Welt zu schaffen.

Sein Leben endete zwar viel zu früh, war aber nicht vergeblich. Andere Arbeiter wie er werden in der bevorstehenden Periode den Kampf für den sozialistischen Internationalismus aufnehmen. In Gedanken sind wir bei seiner Familie und den anderen Mitgliedern, die um diesen wertvollen Genossen trauern.

Helen Halyard, im Namen der Socialist Equality Party (USA)

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Alle Mitglieder der Socialist Equality Party hat der unerwartete Tod von Genossen Ernst Schwarz am 13. Januar tief getroffen. Wir kannten und schätzten Ernst als überzeugten Internationalisten und unversöhnlichen sozialistischen Gegner der stalinistischen und sozialdemokratischen Bürokratien.

Ich persönlich erinnere mich besonders gern an Ernsts Teilnahme an der Wahlkampagne der International Communist Party (Vorläuferin der SEP) im Jahr 1992. Wir gingen gemeinsam zu zahlreichen Fabriken und Betrieben in Sheffield, auch zu den wenigen verbliebenen Stahlwerken. Ernst beeindruckte durch seine körperliche Erscheinung ebenso wie durch sein couragiertes Eintreten für seine politischen Überzeugungen. Ich erinnere mich lebhaft daran, wie er mit festen Schritten mitten in die Werkskantinen ging und sich zu den Arbeitern setzte, die dort aßen und sich unterhielten.

Ernst sprach sie ohne weitere Umstände an, ohne sich wegen seines schweren deutschen Akzents Gedanken zu machen. Ruhig, aber nachdrücklich betonte er, dass Arbeiter rund um die Welt dieselben Probleme hätten und eine internationale Strategie bräuchten. "Worin besteht der Unterschied zwischen uns?", fragte er seine verblüfften Zuhörer. "Ich bin ein deutscher Arbeiter, der von Kapitalisten ausgebeutet wird. Ihr seid britische Arbeiter, die auch von Kapitalisten ausgebeutet werden. Es gibt keinen Unterschied zwischen uns." Man stelle sich die Wirkung dieses unerwarteten Auftretens vor.

Er fand rasch Zugang zu den Arbeitern, und oftmals dauerten die Diskussionen bis weit über das offizielle Ende der Mittagspause hinaus an. Eine Diskussion mit kommunalen Arbeitern dauerte über eine Stunde lang. Ernst sprach darüber, wie die Kommunistische Partei unter dem Einfluss des Stalinismus dem Faschismus in Deutschland den Weg geebnet hatte - mit ihrer Theorie des Sozialfaschismus hatte sie die Arbeiterklasse gespalten und Hitler ermöglicht, kampflos die Macht zu übernehmen.

Ernst vertrat seine Standpunkte lebhaft und leidenschaftlich. Er war ein Mensch, der nicht nur in der Politik, sondern in allen Lebensbereichen direkt und geradeheraus war. Dennoch war er kein gedankenloser Draufgänger. Er verstand die zentrale Bedeutung des Kampfs für sozialistisches Bewusstsein und nahm die Gründung des World Socialist Web Site durch das Internationale Komitee begeistert auf. Er wollte bei dieser wichtigen Entwicklung selbst eine Rolle spielen. Das Schreiben fiel Ernst nicht leicht, aber er widmete sich dieser neuen Aufgabe mit derselben Entschlossenheit, die er zuvor auch bei jeder anderen politischen Arbeit an den Tag gelegt hatte. Oft betonte er die Worte Rosa Luxemburgs, die auf Ferdinand Lassalle zurück gingen: "Erst wenn Wissenschaft und Arbeiter, diese entgegengesetzten Pole der Gesellschaft, sich vereinigen, werden sie alle Kulturhindernisse in ihren ehernen Armen erdrücken. Die ganze Macht der modernen Arbeiterbewegung beruht auf der theoretischen Erkenntnis."

Und schließlich erinnern wir uns an Ernst als einen freundlichen, rücksichtsvollen und selbstlosen Menschen. Er ist wirklich eine grausame Ironie, dass dieser großherzige Mann einem Herzinfarkt zum Opfer fiel. Wir werden ihn sehr vermissen und ihn nicht vergessen.

Unser tief empfundenes Beileid gilt seiner Frau und seiner Tochter.

Julie Hyland, im Namen der britischen SEP

Siehe auch:
Zum Tod von Ernst Schwarz (1957 - 2001). Kämpfer für sozialistische Perspektiven im Betrieb