Brutaler Polizei-Einsatz gegen VW-Arbeiter in Südafrika
Ein Korrespondentenbericht
10. März 2000
aus dem Englischen (9. März 2000)
Gezielt wird versucht, die streikenden Volkswagen-Arbeiter in Südafrika einzuschüchtern. Präsident Thabo Mbeki hat ihren Ausstand nun als illegal verurteilt. Von den rund 3000 Streikenden wurden mittlerweile 1300 entlassen, und das Unternehmen wirbt eine Ersatzbelegschaft an.
In Uitenhage, dem Standort des VW-Werks, patrouillieren inzwischen bewaffnete Spezialeinheiten die Straßen, um die Arbeiter gezielt zu terrorisieren und ihre Aktivitäten zu behindern.
Nachdem das Gerücht umgegangen war, die Streikenden hätten das Haus eines Arbeiters, der an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt war, mit einer Benzinbombe in Brand gesetzt, waren 200 bewaffnete Polizisten in die Stadt entsandt worden. Für den angeblichen Brandanschlag wurden allerdings keine Beweise vorgelegt, und die Streikenden selbst machen den Sicherheitsdienst verantwortlich. Schwer bewaffnete Soldaten säumen die Wege, die üblicherweise von den Belegschaftsmitgliedern benutzt werden. An dem Streik Beteiligte werden ständig ohne Angabe von Gründen angehalten und verhört. Am Donnerstag, den 2. März umstellten die Truppen Kwanobuhle, wo ein großer Teil der 6000 Mann starken Belegschaft wohnt. Die bewaffnete Polizei durchsuchte systematisch jedes Haus und verhaftete schließlich zwei Männer - einen wegen des Besitzes von Cannabis und einen anderen, weil er irgend einer gerichtlichen Vorladung nicht Folge geleistet hatte.
Seit Mbekis Rede wurden mehrere Angriffe auf die Streikenden verübt. Aus einem schwarzen Polo heraus bedrohte ein Mann den Vorsitzenden des Uitenhagener Krisenkomitees, W. M. Ndandani, mit einer Schusswaffe. Andere Mitglieder des Komitees wurden gefeuert. Der vom ANC kontrollierte Stadtrat versagt den Streikenden die Benutzung ihrer üblichen Versammlungsräume.
Dieser Angriff auf demokratische Rechte ist eine Reaktion auf die Kampagne zahlreicher heutiger und ehemaliger VW-Werker für die Wiedereinstellung der 1.300 entlassenen Kollegen - durch Bummelstreiks, Kundgebungen während der Mittagspause und Unterschriftensammlungen. Firmensprecher Matt Gennrich bestätigte vergangene Woche, dass die Vorstände sowohl von VW International als auch von VW Südafrika den Streik während des jüngsten Weltwirtschaftsforums in Davos mit Präsident Mbeki besprochen hätten.