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Entlassene VW-Arbeiter in Südafrika brauchen Unterstützung

Korrespondentenbericht
19. Februar 2000
aus dem Englischen (17. Februar 2000)

In seiner Rede an die Nation hat der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki vor kurzem 1.300 Arbeiter attackiert, die im Volkswagenwerk von Uitenhage, Nähe Port Elizabeth, in den Streik getreten sind. Mit ihrer Arbeitsniederlegung hatten sie gegen die Absetzung von 13 demokratisch gewählten Vertrauensleuten durch die Metallarbeitergewerkschaft NUMSA (National Union of Metalworkers of South Africa) protestiert. Die Gewerkschaft arbeitete während des Streiks eng mit der VW-Direktion zusammen, die den streikenden Arbeitern mit Entlassung drohte, falls sie die Arbeit nicht wieder aufnehmen würden. Auch Mbeki stellte sich hinter den VW-Konzern und sagte, die ANC-Regierung werde sich nicht zur "Geisel von Elementen machen lassen, die eigennützige und unsoziale Ziele verfolgen".

Das World Socialist Web Site hat Material vom Uitenhagener Krisenkomitee (UCC) erhalten, das die entlassenen VW-Arbeiter vertritt. Darin erklärt das Komitee den Hintergrund der Entlassungen und ruft Arbeiter weltweit auf, den Kampf gegen die NUMSA-Führung zu unterstützen.

Das UCC erklärt, dass im VW-Werk im März 1999 mit den 13 Vertrauensleuten eine neue Schicht militanter Arbeitervertreter gewählt worden waren. Die NUMSA-Führer hatte darauf versucht, sie wieder abzusetzen, und sie sogar bis vor das Arbeitsgericht gezerrt.

Die Vertrauensleute wurden suspendiert, nachdem eine Versammlung von 2.000 Arbeitern beschlossen hatte, der vierteljährlichen Betriebsversammlung vom 17. Januar fernzubleiben, weil bekannt geworden war, dass der Werksdirektor nicht daran teilnehmen werde. Diese Betriebsversammlungen werden vom VW-Management benutzt, um die Belegschaft zu höheren Leistungen anzuspornen. Die Arbeiter wollten weiterarbeiten, anstatt zur Betriebsversammlung zu gehen, aber das Management lehnte dies ab. Auf der schwach besuchten Versammlung beschlossen dann die NUMSA-Funktionäre mit dem Gewerkschaftspräsidenten Mtutuzeli Tom an der Spitze, die 13 Vertrauensleute zu suspendieren, die selbst nicht anwesend waren.

Am nächsten Tag überreichten der Gerichtsvollzieher und das VW-Management den 13 Vertrauensleuten die Mitteilung über ihre sofortige Suspendierung. Am Donnerstag, den 20. Januar, versammelten sich Arbeiter vor den Toren des Werkes, um die Vertrauensleute zu unterstützen. Kein Gewerkschaftsfunktionär war bereit, im Interesse der Männer zu verhandeln. Sie trafen sich stattdessen am Abend mit dem VW-Management und stimmten mit ihrer Unterschrift der Suspendierung der Vertrauensleute zu.

Für Montag, den 24. Januar, wurden disziplinarische Anhörungen angesetzt. An diesem Tag sollte auch die Arbeit wieder aufgenommen werden und jeder Arbeiter ein Formular unterzeichnen, mit dem er sich verpflichtete, den Anweisungen des Managements zu gehorchen. Weil die meisten Arbeiter zu dieser Zeit nicht arbeiteten, erfuhren sie von dieser Vereinbarung erst aus der Presse.

Die Erklärung des UCC lautet:

Am Wochenende wurde ein Krisenkomitee aus Delegierten mehrerer Fabriken von Uitenhage gebildet, um diesen Kampf zu unterstützen. Der Vorsitzende Mxolisi Ndandani wurde auch zum Sprecher gewählt. Am Montag, den 24. Januar, forderte er eine unabhängige Vermittlung, wenn nötig der Provinzregierung. Aber niemand reagierte darauf, auch bis heute nicht. Am gleichen Tag sperrte die Firma die Arbeiter illegal aus. Gleichzeitig gab die NUMSA-Führung eine Erklärung heraus, in der sie ihre eigenen ausgesperrten Mitglieder verurteilte.

Sie haben das Geld der Arbeiter benutzt, um demokratisch gewählte Vertrauensleute loszuwerden. Aber wenn es darum geht, gegen eine illegale Aussperrung zu kämpfen, sitzen sie mit verschränkten Armen da. Dies zeigt, wie sehr die NUMSA-Führung mit dem Management von VW-Südafrika unter einer Decke steckt.

Die Presse berichtete voreingenommen und blähte Berichte über 350 Streikende auf. Am Mittwoch, den 26. Januar, suspendierte VW dann während der Aussperrung die 350 Arbeiter. Es ist klar, dass sich unter diesen 350 Namen auch militante Arbeiter befinden, die schon seit einiger Zeit ein Dorn im Fleische von VW waren.

Am Freitag, den 28. Januar, vereinbarten die NUMSA-Funktionäre erneut mit VW, dass die Arbeit am Montag, den 31. Januar wieder aufgenommen werden und am gleichen Tag Disziplinaranhörungen dieser 350 Arbeiter beginnen sollten. Die NUMSA-Funktionäre boten sich sogar an, diese Arbeiter zu vertreten. Indem sie die Aufmerksamkeit auf die Verteidigung der 350 lenkten, war es für die NUMSA-Funktionäre leichter, die Suspendierung der 13 weiter aufrecht zu erhalten.

Sie wurden dabei vom VW-Management unterstützt, das den Vertrauensleuten von Anfang an verbot, Versammlungen im Betrieb einzuberufen. Als die Arbeiter erkannten, dass VW und die NUMSA-Führung gemeinsame Sache machten, verstärkte das ihre Entschlossenheit, zusammenzuhalten.

Obwohl am Montag den 31. Januar ein paar Arbeiter an die Arbeit zurückgegangen waren, fand in der ganzen Woche bis zum 4. Februar keine Produktion in der Fabrik statt.

Am Dienstag, den 1. Februar, veröffentlichte COSATU um 15 Uhr 27 eine Erklärung im Namen eines der NUMSA-Funktionäre, der an der Spitze des Angriffs auf die 13 stand. Wir zitieren vollständig:

"Der Generalsekretär von COSATU, Zwelinzima Vavi, wird heute Nachmittag, 17 Uhr, auf einer Generalversammlung der NUMSA im Barks-Madlakane-Saal von Kwanobuhle Uitenhage sprechen. NUMSA hat diese Versammlung einberufen, um über den illegalen Streik im Volkswagenwerk Uitenhage zu sprechen. Vavi will alle Mitglieder von NUMSA auffordern, an die Arbeit zurückzugehen und sich von Provokateuren zu distanzieren, denen es nur darum geht, die Produktion in der Fabrik zu stören."

Dies zeigt, dass der COSATU-Generalsekretär sich schon eine feste Meinung gebildet hatte, bevor er ans Ostkap kam und Informationen aus erster Hand bekommen konnte. Diese Tatsache zeigt die Berechtigung der Forderung des Uitenhagener Krisenkomitees nach einer unabhängigen Vermittlung, zu der es Vertrauen haben kann. Das ist nach wie vor unsere Forderung seit dem ersten Tag.

Das Ultimatum des VW-Managements, entweder bis Freitag den 3. Februar an die Arbeit zurückzukehren, oder andernfalls entlassen zu werden, zeigt, wie weit die Firma zu gehen bereit ist, um die Führung von NUMSA dabei zu unterstützen, die 13 Vertrauensleute loszuwerden. Das Ultimatum war ein Versuch, die Arbeiter zu spalten und Druck auf sie auszuüben, damit sie die 13 und alle, die sich weigern, ohne sie die Arbeit wieder aufzunehmen, im Stich lassen. Tatsächlich wurden am Morgen des Freitags 1.300 Arbeiter entlassen und weitere dreihundert suspendiert, die ebenfalls von Entlassung bedroht sind. Solidarität ist jetzt entscheidend.

Wir sagen allen Mitgliedern von NUMSA: Lasst nicht zu, dass die Führung die Kämpfer bei VW-Südafrika ans Messer liefert! Heute wir, morgen ihr! An alle Mitglieder von COSATU: Einer für alle - alle für einen! An die VW-Arbeiter in der ganzen Welt: Wir produzieren zusammen den Reichtum der Firma - lasst uns zusammenstehen! Heute wir, wer wird es morgen sein? An alle Arbeiter auf der ganzen Welt: Wir brauchen eure Unterstützung - jetzt!

Eine vereinte Arbeiterklasse wird niemals besiegt!

WM Ndandani
Chairperson Uitenhage Crisis Committee (Vorsitzender des Uitenhagener Krisenkomitees)
Tel. +27 [41] 082 626 5298
Fax. +27 [41] 922 8691
Temporäre E-Mail-Adresse: wivl@sn.apc.org

Siehe auch:
Präsident Mbeki droht den Arbeitern Südafrikas
(16. Februar 2000)