Hessische Schüler demonstrierten spontan gegen den Irakkrieg
Von unserm Korrespondenten
21. März 2003
In zahlreichen Städten Hessens versammelten sich am Donnerstag spontan Schüler während der Unterrichtszeit, um ihrer Empörung und Wut über den Beginn des Kriegs der USA und Großbritanniens gegen den Irak Ausdruck zu geben.
Die größte Kundgebung fand in Kassel statt, wo sich 10.000 Schüler zu einer der größten Protestaktion zusammenfanden, die seit längerer Zeit in Nordhessen stattgefunden hat.
Auch in Frankfurt am Main strömten am Donnerstag Mittag um 12 Uhr mehrere Tausend Schüler aus zahlreichen Gymnasien, Gesamtschulen, Berufs- und Realschulen auf die Konstablerwache, einem der zentralen Plätze in der Frankfurter Innenstadt.
Aus mehreren Richtungen trafen große und kleine Demonstrationszüge aus den verschiedenen Stadtteilen in der Innenstadt ein und versammelten sich um einen kleinen Lautsprecherwagen.
Viele Schüler griffen zum Mikrofon und drückten ihre Abscheu gegenüber dem Angriff der USA auf den Irak aus und bezeichneten George W. Bush als Kriegsverbrecher. Auf Plakaten wurde gefordert, Bush vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag anzuklagen.
Ein großes Transparent der IGS (Integrierte Gesamtschule) Nordend forderte von der Bundesregierung, den USA und Großbritannien die Überflugrechte für Militärflüge und die Nutzung der Militärstützpunkte in Deutschland zu verweigern.
Schüler des Gagern-Gymnasiums wurden bejubelt, als die berichteten, dass viele Schüler trotz eines Verbots der Teilnahme durch ihren Schuldirektor hergekommen waren. Schüler anderer Schulen berichteten von gegenteiligen Erfahrungen: Dort hatten Lehrer, teilweise sogar die Schulleitung, das Engagement der Schüler gegen den Krieg aktiv unterstützt und sogar Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt, um Transparente für die Demonstration zu malen.
Bevor die Menge dann zu einer Demonstration zum amerikanischen Generalkonsulat aufbrach, kam es noch zu einer halbstündigen Verkehrsblockade der an der Konstablerwache vorbeiführenden Verkehrsschlagader.
Für den nächsten Tag ist eine weitere Demonstration aller Frankfurter Schüler gegen den Irakkrieg geplant.
Die WSWS sprach mit Cora und Beate, zwei Schülerinnen der 10. Klasse der IGS Nordend.
"Dieser Krieg ist total unsinnig. Man kann doch nicht Verbrechen mit Verbrechen bekämpfen. Und dieser Krieg ist wirklich ein Verbrechen an der Menschheit. Saddam und Bush sind sich in Wirklichkeit ziemlich ähnlich.
Dann geht es bei diesem Krieg doch vor allem um Öl. Blut für Öl, das kann man nicht akzeptieren."
Auf die Frage, was ihre Meinung über die Position der Bundesregierung sei, erklärten sie:
"Die Regierung müsste dem amerikanischen Militär eigentlich verbieten, den deutschen Luftraum und die Militärbasen auf deutschem Boden zu benutzen. Aber sie scheint Angst davor zu haben, Nein zu sagen, weil sie doch noch gute Beziehungen zu den USA behalten will.
Am Nachmittag versammelten sich noch einmal drei bis viertausend Kriegsgegner in der Frankfurter Innenstadt, die ebenfalls im Anschluss an eine kurze Kundgebung zum amerikanischen Generalkonsulat zogen, um ihren Protest an der korrekten Adresse abzuliefern.