Ein Briefwechsel zum Postmodernismus
28. November 2000
Zu dem Artikel "Im Wunderland der Postmoderne", einer Besprechung des Buches "Eleganter Unsinn" von Alan Sokal und Jean Bricmont, erhielten wir den folgenden Leserbrief, den wir mit der Antwort von Stefan Steinberg, des Autors der Besprechung, wiedergeben.
Hallo Stefan Steinberg,
ich habe mit Interesse deinen Beitrag zur Postmoderne gelesen und würde gerne einige Bemerkungen dazu machen. Das Buch habe ich selbst vorliegen, und in der Tat liegt die bemerkenswerte Handhabung darin, einigen Teilen der sogenannten Postmodernen der Philosophie, Literaturwissenschaft oder der Naturwissenschaften ihr eigenes Wirrwarr vorzulegen. Auf Irigaray und Kristeva ist nicht einzugehen, da diese in der Tat und wie aufgezeigt, eine völlig feuilletonistische Sichtweise des Begriffs der Postmoderne haben. Für sie ist wie für viele andere Postmoderne nichts anderes als ein intellektuelles Disneyland, wo ein Rauschen der Beliebigkeit herrscht und sich jeder Jedem bedienen kann. Eklektizismus ist für diese Leute das Credo. Alleine schon die Mutmaßung der Poesie eine mathematische Größe entgegen zu stellen oder die Relativitätstheorie zu reduzieren auf eine geschlechtsspezifische Sichtweise, dürfte jeglicher Argumentation bedient sein.
Jetzt aber zu den Ausführungen "Was ist Postmodernismus?", die du aufführst. Du unterstreichst die Behauptung von Sokal/Bricmont, dass [Zitat S. 45] die allg. Tendenz des postmodernen Denkens in der Ablehnung einer begreifbaren objektiven Realität und in der Einführung von Relativismus in jeden Bereich des Denkens und der Wissenschaft liegt. Das erste ist völlig falsch, das zweite ziemt sich nicht an dem Relativismus, wie er allgemein verstanden wird, nämlich wenn man Relativismus als Anschauung auffasst, nach der jede Erkenntnis des Erkennenden nur relativ richtig ist, also nicht allgemein gültig sein soll.
Lass uns auf den Begriff an sich eingehen. Um 1880 spricht der engl. Salonmaler John Watkins Chapman davon, dass er und seine Freunde zu einer "postmodernen Malerei" vorstoßen wollen (Higgins, Dick: A dialectic of centuries. Notes towards a theory of New Arts, New York 1978). Moderner, meinte er damals, sollte seine angestrebte Malerei im Gegensatz zu den franz. Impressionisten sein. Damit gebührte dem Begriff eine nicht reaktionäre, sondern eine progressive Kritik (ob diese Auffassung gerecht wird, werden wir sehen). Der Begriff Postmoderne taucht weiterhin bei Rudolf Panwitz auf, der 1917 in seinem Buch über Die Krisis der europäischen Kultur vom postmodernen Menschen spricht; allerdings auch nur in Adjektiv-Form. Ganz entgegengesetzt benutzt Federico de Oníz 1934 den Begriff der Postmoderne. Bei ihm war es eine literaturwissenschaftliche Kategorie, die sich in der Hauptauseinandersetzung mit einer Korrekturphase der histo-amerikanischen Dichtung beschäftigt. Danach verwendet auch noch 1947 Arnold J. Toynbee die Postmoderne, aber darauf braucht nicht näher eingegangen zu werden.
Interessant wird der Begriff für unsere Diskussion eigentlich erst mit der amerikanischen Literatur-Debatte mit der Einführung von Irving Howe, der in seiner Schrift Mass Society and Postmodern Fiction(Paritsan Review XXVI, 1959, S. 420-436) mit der Verwendung des Begriffs eine völlige Kehrwende einläutet. Er bezeichnet die Literatur der Gegenwart dadurch, dass sie durch Erschlaffung gekennzeichnet ist und somit an Potenz verloren hat. Dies war schon insofern eine Anklage (obwohl er es für eine natürliche Entwicklung hielt), dass die neue Massengesellschaft mit ihren nivellierenden Formen in der Literatur ihr Bild fände, also keine Innovationskraft mehr besitze. Zu erwähnen wären noch Leslie Fiedler: Cross the Border - Close the gap (Playboy Dec. 1969)[also schon Grenzüberschreitung!] oder einige andere, auf die ich aber nicht eingehen kann, da ich sie zwar benennen könnte (Joyce, T.S. Elliot, etc.), jedoch nicht kenne. Das wäre also intellektuelles Strohhalmfangen von mir. Wichtig ist festzuhalten, dass der Begriff erstmals zentraler Diskussionsgegenstand in den fünfziger Jahren der amerikanischen Literatur wurde.
In der Kunst findet das Konzept der Trans-Avantgarde schon früh seine Jünger. Das beinhaltet, dass sich einige Künstler der Moderne nicht mehr als Handlanger oder Propagandist eines Sozialauftrages sehen wollen. Dies kommt dir verständlicherweise der Eigenart des Individualismus vor, da der Gesellschaftsbezug der Kunst charakteristisch immer auch Ort einer sozialen Komponente war, aber um in den Worten Bonito Olivas zu sprechen, braucht Kunst daher nicht a-sozial zu sein und wird fortan immer noch als ein Alarmsystem verstanden. In der Soziologie taucht der Begriff der "postmodernen Gesellschaft" erstmals bei Amitai Etzioni auf (ebenda: The active Society. A theory of social and political process, New York 1968). Etzioni bezeichnet Gesellschaft als einen Sozialtypus, der gegenüber den Bedürfnissen und der Mitgliedschaft ihrer selbst zu ständiger Selbsttransformation berufen ist und Gesellschaft somit als dynamisch und plural bestimmt vorfindet. Nehmen wir die Dinge ernst, findet der Begriff der Postmoderne erstmals philosophische Bestimmung bei Lyotard ( La condition postmoderne. Rapport sur le savoir, Paris 1979) - wir kommen also zur Essenz. Der Witz an der ganzen Sache ist doch eigentlich, dass Lyotard zu Anfang gar nicht auf das Postmoderne eingeht, sondern die Eigenarten der Moderne beschreibt.
Was ist in der Auffassung der "Postmodernen" also die so oft benannte Moderne?
"Kultur heute schlägt alles mit Ähnlichkeit", lautet ein Schlüsselsatz bei Horkheimer und Adorno, und sie schließen sich damit an ein ganz bestimmtes Klagelied der Zersplitterung, das in der kritischen Philosophie anzustimmen war. Genau darin liegt der Hase begraben. Bezogen auf den Intellektuellen bedeutete dies, dass die Identifizierbarkeit eines ausgezeichneten Subjekts mit der Geschichte, der Intellektuelle, der eintrat für das geschichtlich verhüllte Subjekt von universeller Bedeutung, nur durch Singularismus und Universalismus erreicht werden kann, diese Zeit sollte für Lyotard vorbei sein. Ein Winkelzug der Moderne war die Auffassung, dass die unendliche Allheit (Totalität) eine rationale Alleinheit sei und durch eine universale Wissenschaft restlos zu beherrschen sei (z.B. das Wesen des Wissens sei Technik, als einen Leitspruch in der Moderne). In diesem Sinne reden sie auch gegen Hegel und Marx, nicht aus Affektion zum gegenwärtigen Befinden, sondern weil in ihrer Philosophie dieser Anspruch enthalten ist. "Das Ganze ist das Wahre", lautet daher auch bei Hegel der Kern. Die Metaerzählungen eines Lyotard beinhalten daher nicht nur die marxistische Theorie, sondern den Einheitsanspruch (Totalität) von Theorien an sich. Bestimmt war die Moderne aber auch durch ein Verhalten der Opposition, im Sinne, "man kann das Alte nicht verbessern, sondern man muss es neu erbauen", und damit die Infragestellung des Gegebenen, das Überwunden werden sollte, durch Modifikation und Steigerung. Die Rationalitätsformen sind divers und sollen auch so weitergeführt werden, damit ein Empor zu erreichen ist. So ist es auch der Dialektik anheim.
Du gehst auf Heisenberg und Einstein ein. Welche Bedeutung hat ihre Wissenschaft mit den Fragen der Soziologie in unserem Kontext? Einstein, Heisenberg und die wissenschaftliche Erkenntnis des frühen 20. Jhrdts. hatte zur Folge, dass man herausstellen konnte, dass alle im Bezugsysteme definierten Größen nicht restlos genau bestimmt werden können. Sei es im Zeitbegriff eines Einsteins oder in der Verortung von Materie eines Heisenberg. Die zentrale Aussage von beiden kann für dieses Thema also wie folgt festgehalten werden: Es gibt keinen Zugriff aus Ganze, alle Erkenntnis ist limitativ. Ob Mach und Bogdanov die Nichtexistenz von Materie daraus deuten wollten - spielt im wesentlichen keine Rolle für die Postmoderne-Diskussion.
Jetzt sagst du, dass sie nicht in der Lage waren, einen anderen Denkansatz, etwas kreatives Neues zu leisten. Das sehe ich anders. Die Ursachen für eine Stellung des Postmodernen liegt doch gerade in dem Erkennen der Diversifikation von Produktionsbereichen, der Veränderung der Sozialstrukturen, Kommunikations-Veränderungen durch Technologie, der Übergang von Vielfalt der Rationalitätsformen (ihrem Anspruch nach). Die Veränderung der Moderne vollzieht sich nicht durch Abbruch, sondern durch Transformation. Also Prozess! Postmoderne situiert sich nicht nach der Moderne, sondern geht davon aus, dass die postmodernen Tendenzen schon in der Moderne enthalten sind und waren, aber nur verborgen. Wahrheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit kennen nur ein Plural und treten somit allen Hegemonie-Auffassung entgegen (hinsichtlich Denktypen, Sozialkonzeptionen, Orientierungssystemen). Postmoderne ist keine Anti-Moderne, da Pluralität schon von der Moderne (s. M. Weber: als Charakteristik der Moderne gilt ein "Polytheismus der Werte") propagiert wurde, sie wendet sich jedoch konkret gegen die Einheitsbestrebungen der Philosophie und den Sozialutopien, in diesem Sinne "Meta-Erzählungen".
"Postmodern ist derjenige, der mit der irrreduziblen Vielfalt der Denk- und Lebensformen bewusst ist und weiß damit umzugehen." Das ist eine zentrale Aussage des Postmodernen.
Der Postmodern kann die Empfindung nachvollziehen, dass die Gesellschaft eine neue Begeisterung benötigt, aber diese integrative Wirkung verläuft entlang der Moderne nur über eine neue Einheit; dies wird jedoch für grundlegend falsch gehalten. Dabei ist es aber nicht ein Standpunkt der Postmoderne, dem Motto treu zu bleiben: "Nichts muss geschehen, es läuft schon alles"; dies ist ein Standpunkt der Moderne. Die Argumentationsfigur ist also, es gibt neue Technologien, wissenschaftliche Erkenntnis, sie sind unaufhaltsam im Anmarsch, schaffen wir das Ihnen entsprechende Denken. Sollte es neben den philosophischen Ansätzen eines Popper, Habermas oder Luhmann nicht eine Gegenposition geben, die sich nicht als "spätmodern" charakterisieren lässt? Das Unpräzise ist das Maß oder besser, der Alleinanspruch einer Aussage wird demnach in Frage gestellt. Pluralität, Diskontinuität, Antagonismus, Partikularität dringen somit in den Kern der wissenschaftlichen Erkenntnis vor. Ausschließlichkeiten (Monopolismus /Universalismus) werden ausgeschieden. Mit Adorno gesprochen vs. Hegel: Das Ganze ist das Unwahre. Und gerade diese Verteidigung der unterschiedlichen Lebenswelten/Sinnwelten machen die Inspiration des Postmodernismus aus. Solange man die Auflösung der Ganzheit jedoch als Verlust erfährt, befindet man sich in der Moderne.
Nicht mehr die unbedingte Richtigkeit des Eigenen, sondern dass prinzipielle Recht des Anderen und eine grundsätzliche Anerkennung des Anderen in seiner Andersheit sind das Primat. Gesellschaft ist also nicht in der Globalsicht, sondern schon in dem alltäglichen Umgang different. Pluralität versteht sich nicht als neue Entdeckung, sondern wo sie nur sektoriell verbindlich war, wird sie nun zum Obligat der Ganzen Breite der Kultur und des Lebens. Pluralität ist ein geschichtliches Gut. Pluralität ist das gegenwärtige Paradigma. Eine Unüberschreitbarkeit des Vielen und Offenhaltung sind die Einlösung. Wirklichkeit ist nicht homogen, sondern heterogen, nicht harmonisch, sondern dramatisch, nicht einheitlich, sondern divers. Es herrscht eine Restriktion der Diskursarten (d.h. Anti-Universalismus) und damit eine Tendenz entgegen aller Totalisierungen; somit auch die Leitlinie der Postmoderne. Der Philosoph hat nicht Rezepte einer gerechten Entscheidung zu liefern, als Sorge dafür zu tragen, dass die Logik und Praxis des Widerstreits erkannt und als solcher wahrgenommen wird. Die Sensibilität für die heterogenen Ziele und Diskursarten, diese Ziele zu verfolgen, machen die aktuelle Humanität aus. Sie sind das Ideal des Philosophen der Postmoderne.
Also ehrlich gesagt, ich fand das schon was Neues und besonders gänzlich nicht ein [Zitat S. 48] "entstellter Ausdruck einer gesell. Ordnung, der seit langem die Dynamik ausgegangen ist." Wo liegt jetzt aber das wesentliche Problem der postmodernen Philosophie? Jetzt ist dies alles als Diversifikation (vielmehr dem Anschein den es davon hat!), Fortschritt von Technologie, etc. leicht zu konstituieren und macht noch lange keine Philosophie aus. Der eigentliche Nerv der Debatte sind Fragen der Politologie, z.B. wie sind gesellschaftlich prozessuale Entscheidungen verbindlich regelbar, also wenn Vielheit unumstritten ist, was folgt in punkto Einheit daraus, ist der Drehpunkt des Diskurses. Die philosophische Frage lautet ganz anders: Welche ist heute angesichts der Vielfalt von Rationalitäten mögliche und nötige Form von Vernunft?
Damit hätte man sich auseinander setzen sollen, denn dieser Frage nachzugehen wäre viel interessanter und beinhaltet einige nette "philosophische Versuchsreihen", die wirklich im Wolkenkuckucksheim landen.
Hier will ich erst mal zum Ende kommen, aber das noch anschließen. Es ist eine gänzlich unwissenschaftliche Methode, wenn man meint, ich brauche nur auf die Biographie der Person eingehen und daraus ergibt sich wie von selbstverständlich sein philosophisches Weltbild. Würde ich ein Buch über die Vierte Internationale schreiben, wäre es einfach nur genehm und kleinbürgerlich ein Kapitel zu entwerfen "Vom Messdiener zum Revolutionär" und ich würde darin die Biographie einiger Mitglieder aufzeigen, um damit dem Auditorium zu sagen: "Aha! Wusste ich doch, alles Pseudomorphosen von christlichen Sekten!". Das ist mir schon oft aufgefallen und ist in sofern nur eine Krücke, mit der sich einige Zeit Text füllen lässt (wenn auch nicht uninteressant). Moralische Wertung und soziologische Analyse werden dabei oft durcheinander gebracht. Du hast bestimmt in der Grundannahme recht, wenn noch mal hervorgehoben wird [Zitat S. 46 Body] "Die Degeneration des Stalinismus war ausschlaggebend usw. ...und trieb einen Teil der Intelligenz nach rechts". Das gilt für viele franz. Intellektuelle, bestimmt, aber aus der Betrachtung des Kulturlebens eine Philosophie zu erklären, ist denkbar falsch. Gesinnungslosigkeit und "wissenschaftliche Objektivität" haben keinerlei innere Verwandtschaft, in diesem Sinne: Werturteile und Erfahrungswissen (als etwas Objektives im Erkennen) sind prinzipiell verschieden - dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wer wo mal auf welcher Sitzung von der und der Gruppe war. Das erklärt gar nichts, sondern tut nur so.
Bis dahin verbleibe ich mit dem besten Gruß und der Hoffnung des weiteren Gelingens der Zeitung
M. G.
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Lieber M. G.
Danke für Deinen Brief mit Kommentaren zu meiner Besprechung des Buches Eleganter Unsinn von Alan Sokal und Jean Bricmont. Es erscheint mir durchaus sinnvoll, auf eine Reihe von Argumenten, die Du in Deinem Schreiben aufwirfst, näher einzugehen, da sie meines Erachtens recht genau die Konfusion und im Kern gesellschaftlich reaktionäre Haltung des von Dir verteidigten postmodernen Denkens wiederspiegeln.
Im ersten Absatz Deines Briefes schreibst Du zum Eklektizismus von Irigaray und Kristeva, dass diese für "einige Teile" der "sogenannten Postmoderne" stehen. Die Einfügung von "sogenannt", um die Schlussfolgerungen von Sokal und Bricmont irgendwie abzuschwächen, ist eine Eigenerfindung von Dir. Die Exzesse von Irigaray und Kristeva sind zwar ein Schwerpunkt meiner Besprechung, aber eine der Stärken von Eleganter Unsinn ist gerade die Gründlichkeit, mit der die Autoren sich nicht nur mit einigen Randfiguren, sondern auch mit vielen der herausragendsten Vertreter der postmodernen Bewegung in Frankreich beschäftigten. Die unausweichliche Schlussfolgerung, zu der man nach der Lektüre ihres Buches gelangt, ist, dass es sich hier nicht nur um ein paar erkrankte Äste handelt, die man von einem ansonsten gesunden Baum abhacken könnte. Das Ausmaß an Missbrauch elementarer wissenschaftlicher Konzepte und Vorgehensweisen ist in der Schule des Postmodernismus derart weit verbreitet, dass wir uns zwangsläufig mit den Wurzeln befassen müssen.
Im zweiten Absatz weist Du meine Schlussfolgerung zurück, die allgemeine Tendenz der Postmodernen bestünde in der "Ablehnung einer begreifbaren objektiven Realität". Du schreibst, diese Behauptung sei völlig falsch, aber leider führst Du im Verlauf Deines gesamten Briefes kein einziges Argument von Dir oder einem Deiner postmodernen Vorbilder an, das den Standpunkt verteidigt, es existiere eine "begreifbare objektive Realität".
Auf der zweiten Seite Deines Schreibens (7. Absatz des Gesamtbriefs) baust Du ein Argument gegen meine Besprechung mit den einleitenden Worten "Du gehst auf Heisenberg und Einstein ein" auf, und beschließt dann diesen Absatz mit der Behauptung "Ob Mach und Bogdanov die Nichtexistenz von Materie daraus deuten wollten - spielt im wesentlichen keine Rolle für die Postmoderne-Diskussion". Zunächst sei zu bemerken, dass ich in meinem Beitrag Heisenberg und Einstein (die übrigens Machs Thesen hinsichtlich des Verschwindens von Materie schroff abwiesen) an keiner Stelle erwähnt habe. Erwähnt habe ich die Kontroverse um die Intervention des Physikers Mach in philosophische Fragen und die Antwort Lenins auf diese Intervention.
Ganz abgesehen davon, dass Du Argumente gegen Positionen und Personen aufbaust, die in meinem Artikel überhaupt nicht zum Vorschein kommen: Wie sollen wir vorgehen, wenn Du zwar vehement verneinst, dass die allgemeine Tendenz des postmodern Denkens in der Ablehnung einer begreifbaren objektiven Realität liegt, gleichzeitig aber die Diskussion einer historischen Begebenheit, bei der es exakt um diese Frage ging, von vornherein ausschließt? Warum weichst Du dieser Diskussion aus?
Nochmals: Wie sollen wir uns mit dem epistemologischen Standpunkt der Postmoderne auseinandersetzen, wenn Du die Berücksichtigung von historischen Gegebenheiten, bei denen es im Kern um diese Frage ging, ablehnst? Es gibt eine Fülle von Schriften aus der Feder der Postmodernisten zur Frage der Epistemologie dieser Bewegung. Ohne die Geduld der Leser übermäßig strapazieren zu wollen, sei es mir gestattet, hierzu eine führende postmoderne Autorin der USA, Elizabeth Ermath, zu zitieren.
In dem für solche Individuen charakteristischen, selbstgefälligen Tonfall schreibt sie, dass die Postmodernisten "keine objektive Welt benötigen, die wie eine Bank für intersubjektive Transaktionen die Beziehungen zwischen einem Bewusstsein und einem anderen oder eine Identität zwischen Illusionen garantiert. Es gibt nur Subjektivität. Es gibt nur Illusionen. Und jede Illusion stellt, da sie keinen permanent objektivierenden Rahmen hat, die Realität dar und ist demzufolge völlig objektiv so lange sie anhält." (aus Sequel to History, Princeton 1992)
Ich könnte aus zahlreichen anderen postmodernen Quellen zitieren, wo in ähnlicher Weise argumentiert wird, aber ich denke die Aussage ist klar: Die armseligen sogenannte Modernisten benötigen als Krücke (oder als "Bank") die objektive Realität, um durchs Leben zu humpeln, während die schlauen Postmodernisten diese Täuschung durchschaut haben und sich nun, von allem weltlichen Ballast befreit, zu den weit überlegenen Gefilden der Illusionen und der Subjektivität emporschwingen.
Die Moderne und die Postmoderne
Um vielleicht etwas Klarheit in die Sache zu bringen, werde ich versuchen, Deine Beschreibung dessen, was Du als die "Moderne" und die "Postmoderne" bezeichnest, zusammenzufassen - was angesichts der Unvereinbarkeit etlicher Deiner Argumente keine leichte Aufgabe ist. Was soll man zum Beispiel von Deiner Definition halten, wonach es ein Standpunkt der Moderne ist, dass "man das Alte nicht verbessern kann, sondern man muss es neu erbauen ... und damit die Infragestellung des Gegebenen, das überwunden werden sollte durch Modifikation und Steigerung" (was sich für mich so anhört, als würde damit die aktive Rolle der Menschheit bei der Umwandlung der Realität betont werden), wenn Du dann später schreibst, es sei ein Standpunkt der Moderne, "dem Motto treu zu bleiben 'Nichts muss geschehen, es läuft schon alles'", was anscheinend zum Ausdruck bringen soll, dass alles unabhängig von der subjektiven Intervention des Menschen "läuft"?
Trotz solcher Konfusion sind einige fundamentale Positionen in Deinem Brief klar. So schreibst Du:
1. "Ein Winkelzug der Moderne war die Auffassung, dass die unendliche Allheit (Totalität) eine rationale Alleinheit sei und durch eine universale Wissenschaft restlos zu beherrschen sei (z.B das Wesen des Wissens sei Technik, als einen Leitspruch in der Moderne)."
2. Du führst Deine Argumentation weiter mit der Aussage, dass die Metaerzählungen von Lyotard "den Einheitsanspruch (Totalität) von Theorien an sich" beinhalten.*
3. Des weiteren unterstützt Du die Position des deutschen Denkers Theodor Adorno gegen Marxens und Hegels Vorstellung des "Ganzen" bzw. der "Totalität".
4. Schließlich erklärst Du, die zu stellende relevante Frage sei: " Welche ist heute angesichts der Vielfalt von Rationalitäten die mögliche und nötige Form von Vernunft?"
5. Hinsichtlich der Ursprünge postmodernen Denkens schreibst Du: "Die Ursachen für eine Stellung des Postmodernen liegen doch gerade in dem Erkennen der Diversifikation von Produktionsbereichen, der Veränderung der Sozialstrukturen, Kommunikationsveränderungen durch Technologie, der Übergang von Vielfalt der Rationalitätsformen (ihrem Anspruch nach)". Etwas später bekräftigst Du diese Argumentation mit den Worten: "Und gerade diese Verteidigung der unterschiedlichen Lebenswelten/Sinnwelten macht die Inspiration des Postmodernismus aus".
Unter Punkt 1 beziehst Du Dich, nehme ich an, auf den Leitgedanken der Aufklärung, dass die Welt begreifbar ist und durch die bewusste Anwendung von Wissenschaft und Technik verbessert werden kann. Dieses allgemeine Konzept, das sich über Jahrhunderte entwickelte, führte zur Loslösung der Wissenschaft von der Religion und war sowohl Auswirkung als auch aktives Element der Umwandlung eines Gesellschaftssystems (Feudalismus) in ein anderes - Kapitalismus. Weshalb sollte dieses Konzept ein "Winkelzug" sein - womit rechtfertigst Du diese Behauptung? Außerdem: Wenn Du dieses Postulat ablehnst, wie bringst Du das in Einklang mit Deiner Behauptung, die Postmodernisten würden die Vorstellung einer begreifbaren objektiven Realität nicht ablehnen? Deine im gleichen Abschnitt zum Ausdruck gebrachte, kritische Haltung gegenüber der Technik erinnert natürlich an die Positionen des reaktionären deutschen Philosophen Heidegger, mit dem sich kürzlich eine Artikelserie der wsws befasst hat.
Bei Punkt 2 schlägst Du - anhand der drei "Metaerzählungen" Lyotards, die er als mögliche Basis für jede Analyse der Realität ablehnt - letztlich die Abschaffung von "Theorien an sich" vor. Ist das nicht eine etwas zu summarische Position, die Du da einnimmst? Ist Dir eigentlich klar, welche Auswirkungen Deine Aussage beinhaltet? Ist nicht der Postmodernismus selbst eine Theorie? Eine konfuse, rückwärts gerichtete Theorie mit einer Tendenz zum subjektiven Idealismus - aber eine Theorie nichtsdestoweniger.
In diesem Zusammenhang stellst Du bei Punkt 4 die Frage " Welche ist heute angesichts der Vielfalt von Rationalitäten die mögliche und nötige Form von Vernunft?" und schreibst direkt davor "...wie sind gesellschaftlich prozessuale Entscheidungen verbindlich regelbar ... was folgt in puncto Einheit daraus...". Aber wie soll man sich mit solchen Fragen auseinandersetzen, wenn man keine Theorie hat, also keine allgemeine Konzeption der Welt, die der Praxis und Erfahrung entnommen wird und die zulässt, dass man Vergleiche macht und Schlussfolgerungen als Basis für die weitere Praxis zieht?
Im Schlussteil meiner Antwort werde ich mich mit den unter Punkt 5 angeführten Gedanken befassen. Zuvor jedoch möchte ich auf Deine Einwände gegen Hegel und Marx eingehen, die natürlich ein Kennzeichen des postmodernen Denkens sind.
Die von den Postmodernisten propagierte, gängige Vorstellung des Hegel'schen Denkens besteht darin, Hegels Dialektik mit dem Dogmatismus des Stalinismus gleichzusetzen und daraus abzuleiten, dass das Hegel'sche Denken totalitär, starr und dogmatisch sei. In die postmoderne Version der Hegel'schen "Totalität" als wissenschaftliches oder philosophisches Konzept wird der Inhalt totalitärer politischer Systeme eingeflößt, woraus geschlossen wird, es handele sich um etwas Rigides, Diktatorisches, das Individuum Unterdrückendes. Dies wird dann als der Zustand der "Moderne" proklamiert - als Gegensatz zur scheinbare Liberalität, Individualität und Anarchie, welche die postmoderne Welt zu bieten habe.
In Wirklichkeit haben alle führenden Persönlichkeiten der marxistischen Bewegung anerkannt, dass der revolutionäre Kern des (von seiner idealistischen Umhüllung befreiten) Hegel'schen Denkens darin bestand, das wandelbare Wesen aller Dinge zu betonen - gesehen durch das Prisma der Dialektik. Gleichzeitig ist es nur möglich, dieses wandelbare Wesen zu erkennen, weil alle Dinge miteinander in Beziehung stehen und weil Materie und Denken von allgemeinen Gesetzen geregelt werden, die selbst entdeckt und im Verlauf eines konkreten Studiums in jedem Bereich kontinuierlich weiterentwickelt werden müssen.
Was war die wirkliche Aussage von Hegel und den Marxisten?
Wie die meisten Postmodernisten machst Du Hegels Konzeption der Ganzheit als Hauptfeind aus. Was sagte jedoch Hegel tatsächlich? In seinem Werk Die Phänomenologie des Geistes schreibt er: "Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen. Es ist von dem Absoluten zu sagen, dass es wesentlich Resultat, dass es erst am Ende das ist, was es in Wahrheit ist; und hierin eben besteht seine Natur, Wirkliches, Subjekt oder Sichselbstwerden zu sein." (Georg W. F. Hegel, Phänomenologie des Geistes, Ullstein, S.22.) In seiner Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften drückt Hegel die selbe Idee in etwas populärerer Form aus: "Wir sagen, dass alle Dinge (d. h. alles Endliche als solches) zu Gericht gehen, und haben hiermit die Anschauung der Dialektik als der allgemeinen unwiderstehlichen Macht, vor welcher nichts, wie sicher und fest dasselbe sich auch dünken möge, zu bestehen vermag." ("Näherer Begriff und Einteilung der Logik", Enzyklopädie.)
Der von Marx und Engels unternommene, entscheidende Fortschritt bestand darin, die Hegel'sche Dialektik von ihrer idealistischen Ummantelung zu befreien und - gestützt auf die Erforschung der realen Grundantriebskräfte gesellschaftlicher und natürlicher Entwicklung - die Dialektik auf eine materielle Basis zu setzen. In seinem Werk Anti - Dühring schreibt Friedrich Engels: "Ein allumfassendes, ein für allemal abschließendes System der Erkenntnis von Natur und Geschichte steht im Widerspruch mit den Grundgesetzen des dialektischen Denkens; was indes keineswegs ausschließt, sondern im Gegenteil einschließt, dass die systematische Erkenntnis der gesamten äußern Welt von Geschlecht zu Geschlecht Riesenschritte machen kann." ( Anti-Dühring, Einleitung). Und im gleichen Werk: "Die wirkliche Einheit der Welt besteht in ihrer Materialität, und diese ist bewiesen nicht durch ein paar Taschenspielerphrasen, sondern durch eine lange und langwierige Entwicklung der Philosophie und der Naturwissenschaft." ( Anti-Dühring, Kap. IV)
Das dialektische Wesen der Wahrheit und der Wahrnehmung wurde auch von Lenin im Verlauf seiner Beschäftigung mit Hegels Wissenschaft der Logik während des ersten Weltkriegs kommentiert: "Erkenntnis ist die ewige, unendliche Annäherung des Denkens an das Objekt. Die Widerspiegelung der Natur im menschlichen Denken ist nicht tot, nicht abstrakt, nicht ohne Bewegung, nicht ohne Widerspruche, sondern im ewigen Prozess der Bewegung, des Entstehens der Widersprüche und ihrer Lösung aufzufassen." (Lenin Werke Bd. 38, S. 185)
Auch Leo Trotzki wies in seinen Schriften auf die Vorteile der dialektischen Methode hin: "Die Dialektik befreit den Untersuchenden nicht von einem peinlich genauen Studium der Fakten - im Gegenteil: Sie setzt dies voraus. Im Gegenzug verleiht sie jedoch dem untersuchenden Denken Geschmeidigkeit, hilft ihm dabei, mit verknöcherten Vorurteilen umzugehen, versieht es mit unschätzbaren Analogien und schult es im Geiste einer auf Umsicht basierenden Kühnheit." (zitiert aus Trotsky's Notebooks, 1933-35, Hrsg. Philip Pomper)
Die Aneignung der Wahrheit in Form eines festen, unerschütterlichen Ideengebäudes bzw. die Vorstellung, man könne (über die Wahrnehmung) an eine Art endgültige, absolute Wahrheit gelangen, hat, im Gegensatz zu dem, was Du in Deinem Brief implizierst, weder mit dem Hegel'schen noch mit dem marxistischen Gedankengut das geringste zu tun. Was sowohl Hegel als auch Marx allerdings betont haben, ist, dass der Mensch imstande ist, zu lernen und Theorien zu entwickeln, aufgrund derer es möglich ist, die Natur und die Gesellschaft, in der wir leben, zu verändern und zu verbessern. Demgegenüber zeichnet sich allen radikalen Prätensionen und Phrasen zum Trotz das postmoderne Denken durch seinen grundlegenden Konservatismus aus, seine Bereitschaft, die bestehende Ordnung gegen das Kleingeld der "Mikropolitik" und des persönlichen Weiterkommens zu akzeptieren. So gesehen ist es kein Wunder, dass die postmoderne Bewegung den revolutionären Folgerungen der Hegel'schen Dialektik so feindselig gegenüber steht.
Die Entwicklung der Gesellschaft und der Produktion
Hier möchte ich zu dem zurückkehren, was ich als Deinen "Punkt 5" bezeichnet habe. Du schreibst, der Postmodernismus habe seine Wurzeln in "... der Diversifikation von Produktionsbereichen, der Veränderung der Sozialstrukturen, Kommunikationsveränderungen..." usw. In Wirklichkeit sprichst Du hier jedoch einen sehr widersprüchlichen Prozess an. Es stimmt zwar, dass die Diversifizierung (die Erschaffung neuer Nationalstaaten, das Hervortreten regionalistischer Interessen, sektionale Politik etc.) in der gesellschaftlichen Sphäre die vorherrschende Tendenz zu sein scheint. Und doch gab es im 20. Jahrhundert auch enorme Schritte in Richtung einer Harmonisierung des Wissens und der potenziellen Vereinigung der Menschheit.
Aufgrund der wissenschaftlichen Fortschritte im vergangenen Jahrhundert wird jetzt allgemein anerkannt, dass ein tiefgreifendes Verständnis der Entwicklung des Universums (Astrophysik) nur anhand von präzisen Kenntnissen physikalischer Prozesse im mikroskopischen Bereich (Mikrophysik) möglich ist. In sehr vielen Bereichen der Wissenschaft gibt es eine zunehmende Tendenz in Richtung Integration und Assimilierung - zum Beispiel in der Physik und der Mathematik.
Gleichzeitig ist das Potential für eine Vereinigung der Weltbevölkerung durch die Einführung der Computertechnologie und der Internetkommunikation näher als je zuvor gerückt. Im 15. Jahrhundert schrieb das Renaissance-Genie Leonardo da Vinci in einem seiner Rätsel: "Die Zeit wird kommen, wenn Menschen aus den entlegensten Ländern miteinander reden und auf das Gesprochene antworten werden." Die volle Verwirklichung von da Vincis Traum über 500 Jahre später ist kein technisches, sondern ein gesellschaftliches Problem - die Überwindung der auf dem kapitalistischen Produktionssystem basierenden sozialen Ungleichheiten. Das ideologische Haupthindernis, das die Menschheit davon abhält, den Schritt zu einer neuen internationalen sozialistischen Gemeinschaft zu machen, findet seinen Ausdruck in der Verwirrung über die Lehren der Geschichte und in sich bekämpfenden gesellschaftlichen Gruppeninteressen - beides Elemente, die im Denken der Postmodernisten stark vertreten sind.
Eine letzte Anmerkung: Gegen Ende Deines Briefes schreibst Du, dass es gänzlich unwissenschaftlich sei, Schlussfolgerungen über das Weltbild einer Person aus deren persönlichen Biographie zu ziehen, and bekräftigst diese Argumentation mit einer Analogie aus dem Arsenal des Stalinismus ("Vom Messdiener zum Revolutionär"). Der materialistische Ansatz zur Frage des philosophischen Weltbildes hat natürlich mit den plumpen Anschauungen des Stalinismus nichts gemein, aber lässt sich daraus schließen, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Biographie einer Person und der Philosophie gibt, die diese Person vertritt?
Der Beruf des holländischen Philosophen Spinoza war das Präzisionsschleifen der Linsen für die ersten Teleskope, die auf das Universum gerichtet wurden. Hat dieser Umstand etwas mit der Philosophie, die er entwickelte, zu tun? Ich denke, schon. Die Liste ließe sich fortführen: Descartes schrieb hervorragende Abhandlungen über die Optik, Leipniz entwickelte die Differenzialrechnung, Kant entwickelte eine eigene Theorie des Universums. Alle großen Denker der Aufklärung richteten die größte Aufmerksamkeit auf die Entwicklungen der Naturwissenschaften und lieferten dazu ihre eigenen, unabhängigen Beiträge. Diese Beschäftigung mit der Wissenschaft drückt sich direkt in ihren philosophischen Anschauungen aus, ist Teil dieser Anschauungen.
Wenn das Buch Eleganter Unsinn eines klar macht, dann, im Zusammenhang mit ihren Biographien, die absolute Verachtung und Feindseligkeit der Postmodernisten gegenüber der Entwicklung von Wissenschaft und Technik. Wirkt sich das auf ihre philosophische Weltanschauung aus? Ich denke schon.
Ich ziehe die Formulierung des deutschen Philosophen Fichte vor, wie sie vom russischen Autor Iljenkow angeführt wird: "Laut Fichte hängt die Art der Philosophie, die man auswählt, von der Art Person, die man ist, ab. Jeder fühlt sich von einer Philosophie angezogen, die dem bereits geformten Abbild des eigenen Denkens entspricht. Dort findet er ein Spiegelbild, das in Gänze alles präsentiert, das zuvor in Form einer vagen Tendenz, eines undeutlich ausgedrückten Hinweises existierte." (E.W. Iljenkow, Die Leninistische Dialektik und die Metaphysik des Positivismus)
Zum Schluss möchte ich noch zu Deinen einleitenden Bemerkungen über den "Eklektizismus" und die "Disneyland-artigen" Argumentationen von Irigaray und Kristeva etwas sagen. Um ganz ehrlich zu sein: Angesichts des ideologischen Eklektizismus Deines eigenen Beitrags, Deiner Neigung, pauschale Behauptungen ohne jeden Versuch einer ernsthaften Argumentation aufzustellen, und Deines durch und durch fahrlässigen Umgangs mit Sprache und Begriffen sei mir Anmerkung gestattet, dass Ihr (Du, Irigaray und Kristeva) Euch meines Erachtens in nichts nachsteht.
Dennoch hoffe ich, dass ich mit dieser kurzen Notiz zur Aufklärung einiger der Unterschiede zwischen der als Postmoderne bekannten Denkrichtung und den von der marxistischen Bewegung und der World Socialist Web Site verteidigten Ideen beitragen konnte.
Mit freundlichem Gruß,
Stefan Steinberg
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*) Mit Lyotards Konzept der Meta-Erzählungen habe ich mich in meiner ursprünglichen Besprechung von Eleganter Unsinn auseinandergesetzt. - St.St.